Altersabhängige Makuladegeneration – können Brillen helfen?

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Seit einigen Jahren weisen einige wenige Augenoptiker darauf hin, dass eine gut gewählte Brille, bei einer Makuladegeneration das Auge entlasten und somit der Makuladegeneration entgegen wirken könne. Es stellt sich die Frage, ob es solche Brillen wirklich gibt, oder ob es sich bei solchen Brillen um einen Irrtum – wenn auch sicherlich gut gemeint – handelt.

In der Theorie sieht die Betrachtungsweise erst einmal für den Patienten logisch nachvollziehbar aus:

Das Sehen findet im Gehirn statt. Die Netzhaut ist ein Teil des Gehirns. Bei den meisten Menschen liegt eine leichte Achsabweichung der Augen vor, eine sogenannte Heterophorie. Diese Achsabweichung führt dazu, dass Bilder nicht deckungsgleich an das Gehirn weiter vermittelt werden können. In der Folge muss das Gehirn mehr Aufwand betreiben, um die Bilder zu einem einzigen Bild zu verschmelzen.

In der Theorie muss dem Patienten mit Makuladegeneration nur eine Brille angepasst werden, um die Bilder im Gehirn besser zu verschmelzen. In der Folge wird das Gehirn entlastet und als Schaltzentrale kann das Gehirn nun das Auge besser regulieren. Dies bedeutet in der Theorie, dass eine spezielle Brille das Gehirn in der Regeneration der Augen, die ja ein Teil des Gehirns sind, fördern kann.

Dazu wird in vielen Fällen eine Brille mit einem speziellen Prismenschliff verordnet. Prismen lenken die Lichtstrahlen, die auf die Netzhaut treffen, in einem gewissen Winkel um, der genau gemessen wird. Dadurch muss das Auge weniger Aufwand betreiben und spart somit Energie für die Regeneration.

Diese Betrachtungsweise habe ich früher auch geglaubt, bis ich mich immer tiefer in die Entstehungsmechanismen der Makuladegeneration eingearbeitet habe. Sind diese verstanden, kann man die Notwendigkeit jeder Brille, der in mancher Werbung regelrechte Zauberkräfte zugesprochen werden, widerlegen. Leider – denn es wäre ja schön, wenn es genügen würde, eine Brille aufzusetzen, um gegen die Krankheit anzukämpfen. Man bräuchte sein Leben nicht auf den Prüfstand stellen, die Lebensweise, das Umfeld, die Ernährung etc…

In der Realität sieht es jedoch anders aus. Sowohl bei der feuchten als auch der trockenen  Makuladegeneration handelt es sich um eine Durchblutungs- und Stoffwechselstörung im Bereich der Makula. Kein Mensch kann eine Durchblutungsstörung mit dem Aufsetzen einer Brille kurieren. Dies ist per se nicht möglich. Auch der Stoffwechsel irgendwo im Körper – aber auch im Auge – kann niemals durch eine Brille beeinflusst werden. Oder haben Sie schon einmal davon gehört, dass eine Arteriosklerose (im Volksmund Aderverkalkung genannt – Ursache der Durchblutungsstörungen verschiedener Gewebe und Organe) nach dem Aufsetzen einer gebessert wurde?

So klingt das Modell einer Entlastung des Gehirns zwar im ersten Moment faszinierend, es entbehrt jedoch jeder wissenschaftlichen Grundlage und Logik.

Natürlich empfehle ich Patienten mit Makuladegeneration, eine gut angepasste Brille zu tragen, weil der Patient mit jedem Prozent, das er besser sieht, im Alltag entlastet wird und sich wohler fühlt.  Es ist jedoch Irrglaube, dass eine Brille – und wenn sie noch so teuer ist – die Krankheit aufhalten oder bessern kann, da Brillen nun mal keinen Einfluss auf die Durchblutung der Augen haben.

Übrigens sind Prismenbrillen laut Studien durchaus hilfreich bei anderen Störungen, die mit der Bildverarbeitung im Gehirn zusammenhängen, wie Legasthenie. Aber es handelt sich dabei ja auch nicht um eine Durchblutungsstörung im Gehirn sondern um eine visuelle Problematik, die das Lesen erschwert.

Fazit: Bei einer Makuladegeneration ist das Tragen einer Brille nur eine Hilfe, um sich im Alltag besser zu orientieren oder zurechtzufinden. Eine möglich Wirkung auf die Ursachen der Erkrankung ist weder nachweisbar noch logisch nachvollziehbar, da es sich bei der Erkrankung nicht um ein optisches Problem sondern um eine Durchblutungs- und Stoffwechselstörung des Auges handelt.